Mexiko ein fernes, fremdes, weites Land voller Gegensätze

Zwischen Pazifik und Atlantik trifft man auf mannigfaltige Vegetationsformen der Erde: Wüsten, Halbwüsten, Regenwälder, Mangrove-Sümpfe... Die unterschiedlichsten Landschaftsformen wechseln sich ab: Strände, Hochgebirge, Canyons, Inseln. So verschieden die Gegenden sind, so andersartig waren und sind auch ihre Bewohner (Olmeken, Maya, Azteken, Tolteken, Zapoteken, Chichimeken, Huicholen, Lakandonen usw). Ihre Geschichten beginnen tausende Jahre vor Christus und halten bis heute an. Eines verbindet sie alle, der Stolz auf die eigene Kultur. Sie haben sie fanatisch verteidigt und sich mit barbarischer Brutalität über Jahrhunderte gegenseitig abgeschlachtet und schließlich ausgerottet. Die Überlebenden fielen den Spaniern in die Hände. In der heutigen Zeit rollen die Köpfe nach wie vor, doch mittlerweile leben Menschen der noch bestehenden indigenen Völker und Mestizen zusammen, allerdings nach einer strikten Rangordnung. Es wird präzise getrennt zwischen Reichen und Armen, nach der Helligkeit der Haut und vor allem nach Geschlecht.

 

Mexiko ein bunter Mix aus tausenden von Jahren

 

Das Leben der Menschen findet heute in den Zentren früherer Kolonialstädte, oder an den Überresten verlassener archäologischer Zonen statt. Bei den Reichen wird das isolierte Wohnen auf dem Golfplatz in den Country-Clubs oder in riesigen Apartments in den Himmel ragender Glaskästen bevorzugt. Die futuristische Architektur erhebt sich vielerorts skylineartig, unweit der über 1000 Jahre alten Steine. Wer auf dem Land mangels Bildung, Arbeit, Einkommen keine Perspektive hat, schließt sich radikalen Gruppen an oder macht sich auf in die Slums der Städte. Mexiko City steht für das große Elend der immer mehr werdenden Menschen. Traut man dem Internet zählte die Stadt 1970 zirka 7 Millionen Einwohner. Heute liegt die Bevölkerungszahl der Hauptstadt bei 25 Millionen. Viele vegetieren obdachlos wie zurückgelassene Hunde auf den staubigen, stinkenden Straßen.

 

Mexiko ist der Inbegriff für Umweltverschmutzung und dem rücksichtslosen Raubbau natürlicher Ressourcen

 

Ölpest, Algenpest, flächendeckend brennende Wälder, ausgetrocknete Flüsse und Lagunen gehören mittlerweile zum Alltag. Dazu häuft sich überall immer mehr Müll. Natürlich lässt sich die Natur die mutwillige Zerstörung durch die Menschen nicht gefallen. Sie schlägt gnadenlos zurück und reagiert mit Erdbeben, Hurrikans, Dürrezeiten, bombardierenden Hagelbällen, Zyklonen, brennender anhaltender Hitze bis 50 Grad und Vulkanausbrüchen. Mutter Erde bäumt sich regelmäßig auf. Man kann es spüren, wie sie sich der Menschen entledigen will, die ihr immer wieder Schaden zufügen. Mexikaner bleiben davon unbeeindruckt und machen weiter wie bisher. Was sie dazu ermuntert, ist in erster Line die mangelnde Bildung, dann der ausgeprägte Nationalstolz. Denn Mexikaner sind überzeugt sie wohnen im schönsten und besten Land der Welt. Zu guter Letzt es ist der Glaube an und das Vertrauen auf die liebe Frau von Guadalupe. Sie allein bringt alles wieder in Ordnung.

 

Die Kraft kommt aus dem Glauben

 

Das Land ist sehr gläubig, doch was sich hier hinter dem "streng-katholischen" Glauben verbirgt, ist ein Zusammenspiel aus Geisterbeschwörung, heidnischer Götteranbetung, Tradition, seligmachenden Sekten, historischer Geschichte vermischt mit ein bisschen Religion. Aus diesem Mix, in Verbindung mit Ritualen wie dem Opfern der Töchter an selbsternannte Propheten oder dem Halsumdrehen der Hühner vor Altären, erhoffen sich Mexikaner Erlösung von ihrem elendigen Dasein.

 

Mexiko mogelt sich so durch

 

Es ist üblich, dass man sich in Mexiko nimmt, was einem nicht gehört oder was andere übrig lassen. Darüber hinaus sorgen Bienestar-Banken der Regierung für wöchentliche Geldzahlungen. Sie sichern somit den Fortbestand der in den Tag hineinlebenden Einwohner. Die Menschen leben auch von Mais, Avocados, Mangos, Kaffee, Kakao, Öl, Drogen und von den alten Steinen. Touristen zahlen gerne dafür - gerade für Letzteres.

 

Mexikos Highlights, archäologische Zonen und mehr

 

Nur wenige von ihnen sind bekannt. Diese sind Anziehungspunkte für Millionen Besucher aus aller Welt und daher total überlaufen. Natürlich rufen auch die immer scheinende Sonne und das geliebte blaue Meer. Orte wie Cancun, Playa del Carmen, Tulum, Holbox, Cabo San Lucas, Puerto Escondido, Cozumel, Isla Mujeres usw. sind in aller Munde. Ja, Mexiko ist noch ein begehrtes Urlaubsland. Wir haben bereits bei den ersten Stippvisiten in 2018 herausgefunden, dass diese Touristenhochburgen nur teuer, laut, voll, dreckig und ohne jegliche Highlights sind.

 

Ein Widerspruch in allen Dingen:

 

Mexiko ist nicht nur Urlaubsland, Reiseland, Entdeckerland oder Auswanderungsland. In Zeiten des 2. Weltkrieges war Mexiko auch Asylland: Anna Seghers, Egon Erwin Kisch, Leo Trotzki und viele andere wurden aufgenommen. Aber nicht nur Antifaschisten fanden hier Zuflucht. Denn Mexiko dreht sich mit dem Wind in jede Richtung. Es ist ein widersprüchliches Land. Was gerade noch gilt, ist schon Vergangenheit. Das Leben ist ein sich schnell anpassender Kompromiss, immer konzentriert auf dem Moment, ohne Standards, Regeln und vor allem ohne Logik. Probleme werden nicht gelöst, sondern diejenigen die nicht problem-kompatibel sind, werden ausgegrenzt. Nichts ist nachhaltig, nichts ist wahr. Selbst die Freundlichkeit ist eine Lüge.

 

Unser Mexiko war anders

In der Zeit, in der wir das Land erleben durften, hielten wir uns gerade aus Gründen der Sicherheit von allem fern und konzentrierten uns auf das, was sich vor „Hotspot-affinen-Reisenden“ Inländern sowie Ausländern verborgen hält. Es war kein einfaches Unterfangen, aber wir fanden atemberaubende, intakte Natur, die noch davon erzählt, „paradiesbestimmt“ zu sein. Es sind meisten private Investoren aus dem Ausland die hunderte Hektar Land erwerben mit der Vision, große Landstriche zum einen vor der mexikanischen Bevölkerung und zum anderen vor dem ausländischen Freizeitpark-Disneyland-Tourismus zu retten.

 

Abseits der touristischen Trampelpfade:

 

Obwohl Mexiko gefährlich ist, reisten wir mit dem Auto unerschrocken und neugierig. Nach dem Motto: " ganz oder gar nicht“, nahmen wir mehr als eine halbe Million Kilometer unter die Reifen. Besucht man die 32 Bundesstaaten des Landes wird schnell klar: Cancun, Playa del Carmen, Tulum, la Paz, Puerto Vallarta, Puerto Escondido sind nicht Mexiko und,

 

"Mexiko ist mehr als Meer.“.

 

Reisen wie Entdecker...von der Freiheit und Grenzenlosigkeit begleitet

Wir suchten in unbekannten menschenleeren Steingärten der Götter nach den alten Geschichten, fanden naturbelassene, unbewohnte Inseln, und erlebten puren, nachhaltigen, ökologisch vertretbaren Luxus. Geführt von unseren eigenen Bedürfnissen, haben wir uns durchs Land treiben lassen. Ohne Guide, ohne fixe Reiseroute, ohne inszenierte Besuche in Indio Dörfern. Das machte unsere Touren so besonders, eben magisch. Am wertvollsten habe ich die Covid-Jahre 2020 und 2021 in Erinnerung. Mexiko hat durch Corona eine erholsame Auszeit bekommen. Es war ruhig, sauber, geordnet, menschenleer. Sogar die Tiere kamen zurück, ein unbeschreibliches Geschenk für die Erde. In dieser Zeit sind auch die meisten Aufnahmen entstanden, es ist ein kleiner Einblick in ein Land, das es so nicht mehr gibt.


 Von "Creel" nach "El Fuerte" ….unsere unkonventionelle Reise durch den sagenhaften „Kupfercañon“ „Las Barrancas del Cobre“

 

Freitag 7:30 Uhr, wir sind fertig mit dem Frühstück und verlassen den beeindruckenden Ort „Chihuahua“, sowie das schöne Hotel „Highländer“. Der Plan für den Tag, das 3 1/2 Stunden entfernte, wunderbare „Creel" mit seiner überzeugenden Natur erobern, ein gutes Hotel finden und endlichen mal Chillen. 4000 Kilometer hatte ich in den letzten 6 Tagen alleine hinter mich gebracht. Es ist an der Zeit eine Pause einzulegen.

Bevor Flavio und ich in die Berge nach „Creel“ abbiegen, schauen wir noch auf einen Sprung bei den Mennoniten in „Cuauhtémoc“ vorbei. Ich bin schwer beeindruckt vom Fleiss,  der Ordnung, dem Ehrgeiz und dem finanziellen Erfolg der Arbeit. Dazu sieht es aus wie früher zu Hause bei Oma, und eiskalt erwischt mich das Heimweh. Zurück auf der Strasse habe ich grosse Schwierigkeiten in das Tohuwabohu der mexikanischen Realität zurückzufinden.

Gegen 12:30 Uhr erreichen wir „Creel“. Mein erwartetes „Chamonix Mexikos“ entpuppt sich als verarmtes, ödes, dreckiges Betonbergdorf. Ich bin schockiert. Gäste gibt es keine. Der legendäre „El Chepe“ hat die Touristen am Morgen um 8:00 Uhr nach „El Fuerte“ mitgenommen. Der nächste Zug mit Besuchern kommt erst morgen. Nur ein paar Einheimische, dazu betrunkene, von Mexiko alleingelassene, verwahrloste Tarahumara sind übrig. An ein gutes Hotel ist nicht zu denken. Wir fahren kurz in das Felsen-Pilz-Tal , vorbei an einem leckenden Öltanker Füllmenge 25000 Liter. Die schwarze, klebrige Pest  zieht sich unbeachtet  an der Strasse entlang.

Es ist 13:30 Uhr. Was nun? Eigentlich sitzen wir fest, doch ich muss sofort weg aus diesem enttäuschenden und unangenehmen Dorf. Alleine wäre ich nach „Cuauhtémoc“ zu den Mennoniten zurück und vom Norden aus über Sonora an die Pazifikküste. Mit Flávio, er ist seit einem Tag dabei,  schaffe ich das, .… denke ich zumindest. Das Navi sagt 312 km bis „El Fuerte", Dauer: 9 Stunden. 

Egal was das zeittechnisch bedeutet, wir starten. Die erste Stunde ist atemberaubend. Wir passieren mal links mal rechts die Bahnstrecke des „El Chepe“. Riesige Felswände ziehen sich an der Strasse empor. Um 14:30 Uhr besichtigen wir den „Mirador del Cielo“ und sind beeindruckt. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 60 Kilometer pro Stunde. Wir rechnen. „El Fuerte“ sollte vor Einbruch der Dunkelheit erreichbar sein. 

Um 16:00 Uhr erreichen wir den Drachen Pass „Cero Cahui“. Kurz dahinter hört für uns völlig unerwartet die Strasse auf. Der Sandweg ist mit 20 bis 30 km/h gut befahrbar. Ab und zu kommen Autos entgegen, wir machen uns keine Sorgen. Um 17:30 Uhr erreichen wir die Mine "Bolivia". 147 km von 312 km sind geschafft, das ist knapp die Hälfte, allerdings in 4 Stunden. Es wird immer klarer, vor 23:00 Uhr werden wir nicht ankommen. Wir versuchen eine Geschwindigkeit von 20 km/h zu halten. Dann verabschiedet sich unser Navi. Der Empfang ist komplett weg. Es wird uns gar nichts mehr angezeigt. Wir fahren nach Gefühl durch ein Flussbett und über Schotter und Kieswege. Weit und breit gibt es keine Straße. Trampelpfade führen uns über die Gipfel und durch die Schluchten des Kupfercañon. 1000m hoch, 1000m runter, 1000m hoch, 1000m runter, 1000m hoch, 1000m runter …Wir sind auf uns allein gestellt, ohne zu wissen wo. Ist das überhaupt noch der richtige Weg? Wir trauen uns gar nicht, das in Frage zustellen… Danke Google……. Wir passieren abgefackelte, auf dem Dach liegende Fahrzeuge, dabei geht es weiter über Stock und Stein. Gegen 18.30 Uhr passieren wir den Fluss "Rio Tubares" . Jetzt verlässt uns auch noch die Sonne. Es kommt das Unausweichliche, die Dunkelheit. Mittlerweile sind wir auf eine Geschwindigkeit von 10  hm/h pro Stunde gefallen. 137 km und 4 Stunden sind es noch bis „El Fuerte“. 

20:00 Uhr ist es stockfinster. Wir sind am Arsch. Mit 8 km/h schieben wir uns durch den Cañon. Hoffentlich halten die Reifen. Hoffentlich kommen keine Menschen, denn nur alleine sind wir sicher. Wir reden kein Wort, … wir fahren , atmen und beten ( kein Witz). 

Nach einer Stunde durch die Nacht, es ist mittlerweile 21.00 Uhr, sind wir 20 km weiter, und das Navi ist wieder da, aber ohne Weg. Wir sind der blaue Punkt im Kupfercañon irgendwo vor dem drei-Häuser-Dorf „Potrero de Cancio“ in Sinaloa im Kartellgebiet. Der nächst größere Ort ist „Croix“. Keine Ahnung wie lange das dauert, aber es scheint die richtige Richtung zu sein. Ein Pick-up mit 8 Leuten passiert uns. Ich frage Flávio leise: „War das Auto gerade real?“. „Ja, erwidert er, „ich habe es auch gesehen mit den ganzen Leuten drauf.“ Wir wissen, unsere Situation ist nicht gut. Das Einzige was zählt ist Durchhalten. Bloss nicht die Nerven verlieren. Wir setzen alles auf unsere neuen Reifen und den Sprit im Tank.  Ganz leise damit uns niemand bemerkt, mit aufgerissenen Augen und ganz viel Adrenalin geht es Meter für Meter weiter. 

Gegen 21:30 Uhr, nach 5 1/2 Stunden kommt endlich eine Strasse und Croix. Mit dem Ort ist auch der Empfang wieder da. Wir besichtigen auf wackeligen Beinen ein Hotelzimmer im Hotel „Huites“, doch ich kann dort nicht bleiben. Die Bettdecken sind grün. Meine Reaktion erinnert mich an unsere 11 stündigen Reise nach Pátzcuaro zu „Dia de Muertos“ 2018. Ich konnte auch nicht bleiben, die Türrahmen waren nicht gestrichen. Scheint ich bin wählerisch?  Nein, es sind die Nerven, die nach so einer Tortur blank liegen und alles was nicht nahezu perfekt ist, inakzeptabel machen. Was nun? Wir haben kein Wahl, zusammenreißen und weiter nach "El Fuerte". Das Internet ist zu schwach, WhatsApp funktioniert noch. Ich schreibe einer Freundin, sie möchte bitte das teuerste Hotel raussuchen. So ein Backup-Service ( Freundschaft) ist unbezahlbar.

Wir fahren auf der Landstrasse durch ein Meer von Flammen. Die Felder neben uns berennen lichterloh. Gegen 22:00 Uhr erreichen wir das Hotel „Posada del Hidalgo by Balderrama Hotel Collection“ in „El Fuerte“.  Es ist teurer, doch nicht viel besser, aber mit weisser Bettwäsche. Ohne Essen, fallen wir wie ins Koma. Wir sind erledigt. Am nächsten Morgen um 5.30 Uhr erlebe ich den Sonnenaufgang beim „El Chepe“. Es ist magisch, und ich habe einzigartige Bilder.

 

 

 

Was fällt euch ein, wenn ihr an " Essen in Mexiko" denkt? Tacos, Mais, feurig scharfe Gewürze ?
Das Essen in Mexiko ist tatsächlich scharf (picante), aber auch frisch, gesund, günstig, regional und vor allem bunt.
Was mich anfangs überraschte, hier kommen Obst, Gemüse, Fleisch, Geflügel, Fisch und Eier auf den Tisch, so wie wir die Produkte aus Europa kennen. Aber alles ist artenreicher und eben viel, viel bunter. Über allem steht natürlich der Mais, gefolgt von Bohnen und Nopal (Kaktus). Tacos sind in aller Munde.Was ich besonders liebe ist die, beinahe überall erhältliche Hühnersuppe.
Frisch, regional und günstig zu kochen war für mich noch nie so einfach, denn das ganze Jahr über wird geerntet und geliefert. Obst, Gemüse, Gewürze sind in der Regel verpackungsfrei. Soßen/ Salzas und Säfte/Jugos kann man ganz einfach selber frisch zubereiten. Wenn man es gesund will, sollte man bei der Pestizidbelastung aufpassen. In Mexiko helfen kontrollierte Märkte. Sie sind sogar günstiger als Supermärkte. Was mich fasziniert: der Artenreichtum an Obst- und Gemüsesorten. Es ist beeindruckend was die Natur hier über Jahrtausende für uns an Nahrung zu Verfügung stellt ohne, dass der Mensch großartig eingreifen muss. Ich liebe auch die Geschichten dazu. Kennt ihr das Gemüse : Quintoniles, oder auch Amaranthus genannt? Der Spinat hat’s vertrieben. Nachfolgend gibts ein paar Fotos aus unserer mexikanischen Küche in Puebla:

Die schwere Tour zum 80 Millionen Jahre alten Bogen der Zeit ( Arco del Tiempo )

 

Wir fahren nach Tuxtla Gutiérrez. Es ist das dritte Mal. Den „Sumidero Canyon“, „Chiapa de Corzo“ sowie den „Templo sumergido de Quechula“ die versunkene Kirche im Malpaso See haben wir hier bereits unter die Lupe genommen. Diesmal soll es zum 80 Millionen Jahre alten Bogen der Zeit gehen auf Spanisch: "Arco del Tiempo“.

 

Die Tour, nennen wir sie „Plan A“ ist beschwerlich. 

Anreise 2 1/2 Stunden mit dem Auto, bis zum Ort "General Cardena", dort anmelden, drei Kilometer  weiter ( ein 4x4 wird empfohlen ) bis zum Eingangs des Dschungels. Von dort drei Stunden bis zum Ziel klettern …und schließlich abseilen. Natürlich "das Ganze" wieder zurück! Genau das wollen wir nicht. Schon beim Lesen wird uns schwindelig. Es ist viel zu anstrengend! Im Internet wird von der Tour explizit abgeraten. 

 

Gut, dass ich mich auskenne. Ich entwickle einen "Plan B" und organisiere eine zweistündige Bootsfahrt auf dem Malpaso See zum Eingang des Bogens mit dem “Lancha”. Juan der Guide freut sich, dass wir uns wiedersehen. Wir sitzen am Sonntag Morgen um 9:00 Uhr bei Sonnenschein und 30 Grad im Boot doch der Kapitän fährt nicht. 4000 Pesos ( 200 Euro) haben wir bezahlt aber es geht nicht los.

 

„Es ist zu wenig Wasser drin“, sagt der Kapitän. „Ja und jetzt?”, frage ich verdattert. Mexiko eben: entweder zu wenig oder zu viel, irgendwas ist doch immer. 

„Wie kommen wir jetzt zum Bogen ?“, ich bin geschockt.

„ 8 Tage laufen!“, erklärt der Kapitän. 

„ En serio?“, platzt es aus mir raus.

Wie 8 Tage? Ich habe genau 12 Stunden um den Bogen zu erreichen. Drei  Stunden davon sind schon weg. Ich schaue Flávio hilflos an.

„Können wir zurück zu Plan A?“ Bei den Worten hoffe ich, dass er mein Vorhaben wie immer unterstützt.🙏

 

Flávio reagiert gechillt: „Ich hab jetzt sowieso nichts anderes vor.“, sagt er. Er weiß, er kann mich nicht aufhalten.

Also starten wir, „Arco del Tiempo“ Klappe die Zweite! 

Wir geben Gas und erreichen um 12:00 Uhr die Cabañas im Ort "General Cardena". Währenddessen schreibt Juan der Guide vom Lancha, dass es ihm leid tut. Ja, es ist unglücklich gelaufen. Ich hatte mich auf ihn und auf das "Boot" verlassen, bin aber nicht böse, denn alles hat bekanntlich einen guten Grund. Ich konzentriere mich auf mein Ziel. Ich muss heute noch "den Bogen" erreichen, egal wie.

 

Flávio lasse ich in den Cabañas zurück und reite mit "Golondrina" einem Pferd los. Das klappt nicht. Pferde und ich, wir passen nicht zusammen. Ich weise den Guide Octavio an selber zu reiten und stoppe gleichzeitig ein vorbeifahrendes Moped, denn wir haben keine Zeit. Wir reiten und rattern drei Kilometer zum Eingang des Dschungels. Von hier beginnt der Aufstiegt zum 80 Millionen Jahre alten „Bogen der Zeit“.

 

Es ist einer der schwersten Wege, die ich unter meine Füße nehme. Ich, angezogen wie für eine sonntägliche Bootsfahrt in weißer Bluse mit Handtasche, Octavio in Gummistiefeln mit Machete, klettern wir insgesamt 4 1/2 Stunden alleine, eingeschlossen vom Dschungel, Felsen rauf, Felsen runter, Felsen rauf, Felsen runter usw. ( Das ist übrigens ein sehr guter Schnitt, wenn 6 Stunden für den Weg hin und zurück  angesetzt sind.)

 

“Golondrina 🐴“ müssen wir auf halber Strecke zurück lassen. Mein Wasser ist nach 2 Stunden alle. Mittlerweile trinke ich die angefangenen Wasserflaschen aus, die wir unterwegs finden. Fremde haben sie vergessen.  

 

Als keine Hände, keine Beine, keine Füße mehr spürbar sind, das Gehirn auch nicht mehr funktioniert geht es 35 Meter  an einer schmierigen Lehm-Felswand per Seil ab in die Tiefe, zum Eingang des 180 Meter hohen Natursteinbogens “Arco del Tiempo“. In diesem Moment denke ich: „Jetzt mache ich meine letzten Atemzüge. Hier komme ich nie wieder hoch und die Strecke zurück schaffe ich auch nicht…"

 

Ich überschreite auf diesem Weg alle meine Limits an Ekel, Angst, Frustration, Verzweiflung, Kraft und bekomme unvergessliche, atemberaubende Eindrücke. Wie immer ist es magisch in Mexiko. 80 Millionen Jahre zum anfassen. Man kommt sich vor wie ein Wurm, wie nichts... wie Staub.

 

Zurück geht es irgendwie, die Flaschen gefüllt mit Flusswasser. Von der Zeit her brauchen wir 15 min länger. Flávio erwartet mich am Eingang des Dschungels mit dem 4x4 … wir fahren zurück nach Tuxtla … ich schlafe auf der Fahrt sofort ein.

 

Später schicke ich Juan ( Guide vom Boot) ein Foto von mir am Eingang des Bogens! Er freut sich und ist erleichtert. Wer sich jetzt fragt: "Was ist eigentliche mit den 2000 Pesos?"Das Geld gab er mir anstandslos zurück. ( März 2023)

 

 


Wer Monterrey nicht kennt, hat Mexiko verpennt!

Ich erinnere mich noch sehr genau an unseren ersten Trip nach Mexiko: Schule aussuchen, Haus aussuchen ... und nach diesen wenigen Tagen war schnell klar, wenn wir irgendwo nicht hin wollten, dann in dieses Land voller Slums, der Kriminalität, voller Müll, voller Abgase, voller Staub und Dreck. Ich hab nur geheult. Nach 4 Tagen der ersten Kontaktaufnahme ging es für Mutter und Sohn zurück in unsere geliebte Slowakei. Im Shuttle zum Flughafen trafen wir auf  "JONAS" . Er wohnte seit Jahren mit seinen Eltern in Mexiko, hatte ein Semester in Puebla studiert und war auf dem Weg zurück nach Deutschland, ... ich dachte nur: "Gut, Jonas lebt noch." .. und er erzählte von  Reisen und Ausflügen. Das war ja für mich gar nicht wichtig. Überleben war wichtig. Und Jonas berichtete von Monterrey. Ich dachte damals : Ja und?

Heute habe ich das verstanden,  nach unzähligen Touren quer durchs Land. Mehr als 500.000 km sind wir mit dem Auto gereist. Monterrey ist die schönste Stadt, die ich in Mexiko besucht habe. Ich verstehe Jonas, und er hat absolut recht: Wer Monterrey nicht kennt hat Mexiko verpennt! 

 


Acapulco eine Perle am Pazifik…
Wobei, das kann man eigentlich nicht sagen.
Acapulco: „Eine Legende am Pazifik“, das würde ich unterschreiben
Wenn man den Medien Glauben schenkt, dann zählt Acapulco zu den gefährlichsten Städten der Welt. Und die Vorkommnisse sind nicht von der Hand zu weisen. Ende letzten Jahres wurden drei gefolterte Menschen tot an den Strand gespült. Einer steckte im Beton fest, ein anderer hatte keine Arme mehr. Schiessereien gehören zur Tagesordnung. Damit Ruhe und Ordnung einkehren, patrouilliert die Marina schon über Jahre.
Grundsätzlich muss jeder für sich selbst entscheiden:
„Acapulco: JA oder NEIN“
Wir haben bisher 19 Mal die Stadt am Pazifik besucht, genauer gesagt den Strand „Playa de Diamante“…
Hier heißt es: mit Weitblick Chillen… sich aufwärmen , Sonne tanken, dem kornblumenblauen Ozean lauschen und das Wasser im Pool genießen … am liebsten in der Nebensaison ❤.
Aber Acapulco hat noch mehr zu bieten, und dabei meine ich nicht die bekanntenKlippenspringer, die sich über Generationen mutig 35m in die Tiefe stürzen.
Seit 2019 gehen wir ins Tarzanhaus zu „Johnny Weissmüller“, denn ein Restaurantbesuch im „Hotel Flamingo“ ist ein „MUSS“, nicht nur wegen des Essens und des Ausblicks, sondern auch wegen des Malers Hugo Zuniga, mit dem ich immer wieder gerne ins Gespräch komme. Er war Auftragsmaler von „El Chapo Guzman“ und ist nach wie vor ein begnadeter Porträt-Künstler. Er hat früher mit seinen Mosaiken die Privatpools der Königshäuser dieser Welt verschönert ( meine Story dazu gibt’s weiter unten, hier auf www.silka-lamberts.de). Dann ist da noch das Kreuz über Acapulco,….die Bilder sprechen für sich.
Wenn es am Diamante Strand zu turbulent ist , flüchten wir hinter den Ort : „Pie de la Cuesta“, oder zur „Laguna de Tres Palos“. Hier wurde übrigens "Rambo III“ gedreht. Wenn es zu ruhig ist, lässt es sich auf „La Isla“ gut shoppen. Und wenn man Lust auf ViP‘s hat, dann nimmt man in der neuen "Arena GNP Seguros" Platz. Die nächsten ATP Spiele sind vom 27.02.-04.03. Wir sind leider verhindert, vielleicht nächstes Jahr.
Unsere Faszination für diese Stadt wächst jedoch aus einer anderen Historie: „Jean Paul Belmondo“ hat uns Acapulco näher gebracht, und uns viele Wochenenden in der Pyramide ( Princess Mundo Imperial ) mit Touristen aus aller Welt verbringen lassen.( Hier wurde in den 70 igern „Le Magnifique“ gedreht“.)
Mittlerweile sind wir am Playa Diamante im „Quinta Real“ sesshaft geworden. Vom Anfang des „Playa Diamante“ startet man am besten endlose Strandspaziergänge. Besonders morgens wenn die Sonne auf geht, ist es phantastisch.
Acapulco die Legende am Pazifik❤
Schaut es euch an. (Feb 2023)

Reserva de la Biosfera El Pinacata y Gran Desierto de Altar". Das war unser 8. Flug über dieses Gebiet, und ich bin begeistert wie beim ersten Mal. Man hat das Gefühl einen anderen Planeten zu überqueren, zumindest stelle ich mir kraterartige, triste, unbewohnte Flächen anderer Planeten so vor. Dabei grenzen hier lediglich die USA mit Kalifornien und Mexiko mit Sonora aneinander. (Jan 2023)

Eine Hymne auf Palenque und Umgebung:
Palenque im Bundesstaat Chiapas gehört zu unseren meist bereisten "Langstrecken-Zielen" und befindet sich 800 km ,7-9 Autostunden von Puebla entfernt. Ich weiß gar nicht wie oft wir dort „Halt“ gemacht haben...5 Mal, 8 Mal? In Addition waren es ca. 2 Wochen.
Die erste Zeit waren wir lediglich auf der Durchreise. Mittlerweile ist Palenque für uns zum Reiseziel geworden. Warum? Sicher nicht wegen der berühmten Ruine des Mayastaats, genau der Pyramidenanlage auf der sich täglich 1000de Menschen tummeln. Auch Pueblo Magicos/ Magische Dörfer gibt es in Mexiko schönere als Palenque. Und ein Meer findet man nicht. Was uns faziniert?
Es ist zum einen die abwechslungsreiche Anreise durch vier Bundesstaaten Puebla, Veracruz, Tabasco und Chiapas, und zum anderen hat Palenque im Dschungel viel zu bieten. Schlafen kann man fantastisch in der "Villa Mercedes". Der Name spricht für sich.
Von hier gehts auf zu Abenteuern: Río Usumacinta , Ausgrabungsstätte Yaxchilán , Archäologische Zone Bonampak, Wasserfälle Roberto Barrios", kurze Stippvisite in Guatemala.. und, und, und ...
Ein Tag reicht nicht um das zu schaffen. Und wir haben noch lange nicht alles unter die Lupe genommen.
Ich habe Lust auf Toniná und Piedras Negras. War schon mal jemad dort ?
Was uns wichtig ist: Den Abschluss des Nachmittags wollen wir ausnahmslos ab 17:00 Uhr in Palenque in unserem Lieblingscafé: Cafe FUGA" verbringen. Etwas Vergleichbares haben wir in Mexiko bisher nicht entdeckt: Das Café ist unbekannt, unscheinbar und versteckt. Es ähnelt einem futuristischen Beton-Bunker, der von den grünen Armen und vom Sound des Dschungels umschlossen wird. Das ausgewählte Design verschafft dem Café ein besonderes Ambiente … dabei ist es eigentlich "nur" eine Bar, mit anspruchsvollem Unterhaltungsprogramm, einer hand-voll Gästen, und um 20:00 Uhr ist Feierabend. Ganz nach unserem Geschmack! Bei Hunger geht’s nebenan weiter in der Pizzeria "EL PARAISO".Wenn wir mal einen Tag am Pool verschnaufen und das Erlebte Revue passieren lassen, dann versorgt uns das Restaurant des Hotels "La Aldea".
Alle diese Stationen:"Villa Mercedes", "Cafe Fuga", Pizzeria "EL PARAISO", Hotel "La Aldea" , ebenso Palenques Hauptattraktion die archäologische Zone liegen an der menschenleeren Strasse "Ruinas Carr.Zona Arqueologica Palenque“. 
Ja man kann sagen, wir haben uns in dieser Straße die Rosinen rausgesucht. Alle Locations sind zu Fuß erreichbar. Sollte uns wirklich mal langweilig sein, dann laufen wir bis ans Ende der Strasse und schauen im "Steingarten der Götter" vorbei, der berühmten Ruine des Mayastaats, Palenques Hauptattraktion ....Aber nur in der letzten Stunde. Dann ist man alleine und hat das beste Licht. Viel Spass beim Anschauen.

Dia de Muertos: 
Sein wir doch mal ehrlich: Tod bedeutet für viele von uns Tränen, Abschied, Schmerz, tiefe Trauer. Erinnerungen an verlorene Menschen tun weh, und so ist der Tod ein Thema was wir ungern an uns heranlassen. In Mexiko geht man anders mit dem Ende des Lebens um. Hier versteckt man sich nicht davor. Hier hält man sich den Tod ganz nah.
Mexikaner schmücken Anfang November ihre Häuser mit Altären darauf stehen Bilder der Verstorbenen. Sie essen Totenschädel aus Zucker, oder das "Brot der Toten“ ( Kuchen). Um den Verstorbenen für eine Nacht den Weg zurück auf die Erde zu zeigen, erstrahlt ein ganzes Land Anfang November in Blüten aus orange.(La flor de Cempasúchil). Dazu wird gefeiert. Aufwendig zelebriert man an allen Orten die Rückkehr der Verstorbenen. Doch was der Tod genau ist, das bleibt den Mexikanern verborgen. Warum ? Um es mit den Worten mit Octavio Paz zu sagen:
"Was kümmert mich der Tod, wenn mich das Leben nicht Kümmert !" El Laberinto de la Soledad

Die abenteuerliche Reise zum  „Arroyo del Cura“ Canyon 

 

Ich war schockverliebt, als im Mai 2021 die ersten Fotos vom „Arroyo del Cura“ Canyon im Netz auftauchten. Von dem Moment an bestimmte nur noch ein Gedanke meinen Alltag: „Ich muss diesen Ort finden!“

 

Und das war eine wahre Herausforderung, denn es gab keine genauen Ortsangaben. Acht Monate recherchierte ich im Internet, schrieb nahegelegene Touristen-Informationszentren an, doch ohne Erfolg. Man schickte mir Ausreden wie: „Geschlossen wegen Regenzeit“ oder ich erhielt gar keine Antwort. Der Canyon hielt sich vor mir versteckt. 

 

 

Anfang Februar 2022 stieß ich dann auf ein aktuelles YouTube-Video. In dem Clip beschrieb jemand den beschwerlichen Weg zum Flussbett. Ich klammerte mich an diesen Film wie an einen Strohalm, machte von den einzelnen Etappen Screenshots und klärte gleichzeitig die Naturpfade im Internet ab. Es schien abenteuerlich, denn der Canyon lag weit ab vom Schuss. 

 

5. Februar: Besessen mit einer groben Skizze, einer ungefähren Vorstellung im Kopf, ganz viel Mut und noch mehr Hoffnung starten wir in Richtung Norden. Das Navi sagt: 233 km , 3 1/2h Fahrt, Ankunft 13:00Uhr.

 

Endlich! Nach 8 Monaten ist es so weit. Ich bin aufgeregt wie ein Chihuahua und kaum zu bremsen.  So lange hatte ich auf diesen Tag gewartet. Draußen sind 20 Grad, optimales Reisewetter.

Die Fahrt geht durch die hügeligen Landschaften Mexikos. Die Stimmung kann besser nicht sein. Wie ein kleines Kind freue ich mich auf das, was dieser Tag bringen wird.

 

Nach 150 Kilometern meldet sich der Bord-Computer mit :„Bing,Bing“, diesem speziellen Geräusch für Glatteis, und ich denke ich traue meine Augen nicht. Die Temperaturanzeige zeigt exakt 3 Grad. „Na toll!“ schiesst es mir durch den Kopf. Wir sind kurzärmelig angezogen. Die Jacken sind zu Hause geblieben. Vorsichtig öffne ich die Seitenscheibe und schiebe den Zeigefinder durch den kleinen Spalt an die fische Luft. Mir ist klar: egal wo wir ankommen, ich steige nicht aus!

In den Autos die wir überholen sitzen Menschen mit Steppwesten und Pudelmützen. Verärgert schiesst es mir durch den Kopf: „Wieso habe ich das Wetter nicht gecheckt?“

 

Noch eine 1 Stunde Fahrt. Mein Blick klebt hypnotisierend an der Temperaturanzeige. Ich hoffe auf eine zweistellige Zahl, sonst ist die Fahrt umsonst.

 

Unsicherheit kommt auf. Ob ich auch wirklich alle Informationen aus dem Video verstanden habe?

 

Ich rufe das Kind zu Hause an und lasse nochmals den Clip prüfen. Es dauert kleine 15 Minuten, und erhalte die nächste Hiobsbotschaft:

 

Kind (entspannt): : Mama, die Genehmigung hast du, ja? 

Ich (erschrocken) : „Genehmigung , für was denn?“

Kind (belehrend): „Na der Typ sagt doch, das Flussbett ist Privatgelände. Man kommt dort nicht rauf. Man muss sich vorher anmelden und ein Genehmigung einholen.“

 

"Na super!", denke ich. Völlig fixiert auf das Finden das Eingangs, erreichte mich diese Randinformation bei meiner Recherche überhaupt nicht.

 

Optimale Reisevorbereitung:

  • ungefähre Wegbeschreibung , 
  • kurzärmelig bei 3 Grad Außentemperatur 
  • keine Registrierung

 

Das kann nur noch gegen einen Baum gegen und genau an diesem halten wir um 12:55 Uhr.

Die Strasse hört auf. Mitten im Nirgendwo ist die Fahrt zu Ende. Ich kann mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal so deprimiert war. Wenigsten zeigt das Thermometer 12 Grad. Unweit von unserem verloren Standort, ...um es mit den Worten des Navis zu sagen: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ , befindet sich ein grünes Haus mit viel Hof drum herum. Zwischen Hunden, Hühnern und Pferden entdecke ich drei Leute.

Wer kennt das Gefühl, wenn es so absolut sinnlos ist nach dem Weg zu fragen? Es ist ermüdend und die pure Verschwendung von Worten. Man will gar nicht den Mund aufmachen. Und ich höre mich leise enttäuscht stammeln:

„Wir suchen den Arroyo del Cura Canyon“. Dabei verdrehe ich verzweifelt die Augen, wohl wissend das niemand weiß, wovon ich überhaupt rede. Ich möchte auch nicht die ahnungslosen Blicke sehen und die Überforderung in der Antwort hören. Vorsorglich verschliesse ich meine Ohren.

„Si claro!.“, antwortet ein junger Mann.

„Wir gehen gleich rüber. Ihr könnt mitkommen wenn ihr wollt. In 5 Minuten gehts los!“

 

Träume ich oder träume ich, und reisse Ohren und Augen weit auf."Ernsthaft jetzt? Wirklich?“Ich kann es nicht glauben. Wie ein Wasserfall sprudeln Worte der Begeisterung aus mir heraus. Es ist ein Wunder, eine Punktlandung, ein Sechster im Lotto. Ziel erreicht! Wir haben einen Guide, eine Gruppe und wandern 1 Stunde durch nahezu unberührtes Land bis wir auf den atemberaubenden "Arroyo del Cura" Canyon treffen...  Aber kommt einfach mit und schaut es euch selber an. Fotos sagen mehr als 1000 Worte: 


Juli 2022 ...Eine Insel zum Entdecken...

Die Insel Lobos befindet sich im Bundesstaat Veracruz im Golf von Mexiko. Dort wo eigentlich der Sand schwarz und das Meer dunkel sind, überrascht nach einer Stunde Fahrt  ( 35 km) mit dem Motorboot das "Karibik - Feeling".

Die Insel ist ein Geheim -Tipp. Ein registriertes, zertifiziertes Boot ist erforderlich, das Wetter muss mitspielen, Angst vor Wellengang darf man nicht haben und, man muss offen für Regeln sein: "Kein Alkohol, keine Musik, kein Müll".

Darüberhinaus ist "Einsamkeit" angesagt, denn die Anzahl der Besucher ist begrenzt. Maximal 75 Leute dürfen sich 2 Stunden auf "Lobos" aufhalten. Frei umherlaufen ist auch nicht. Man bekommt einen Strandabschnitt zugeteilt. Nur hier verbringt man die erlaubte Zeit, natürlich im "OFFLINE-Modus". Wer das mit sich vereinbaren kann, erlebt eine kurze aber dennoch atemberaubende Zeit im Golf von Mexiko mit "Karibik-Feeling".

 


 

Im Gespräch mit dem Künstler Hugo Zuñiga in Acapulco

 

Was der Musiker Udo Lindenberg für Hamburg und das Hotel Atlantik ist, das ist der Maler Hugo Zuñiga für Acapulco und Johnny Weissmüllers „Tarzan-Haus“, ...auch bekannt als Hotel Flamingo.

Hugo Zuñigas auftragsreiche Zeiten und auch die vom Erfolg gekrönten Jahre sind vorbei. Früher waren es Königshäuser, die der Künstler mit seinen Werken bereicherte. Weltweit bekannte Persönlichkeiten ließen sich von ihm portraitieren. Heute bringt der Maler lediglich Menschen aufs Papier, die es sich noch leisten wollen. Wir begegneten uns zum ersten Mal im Februar 2021 im Hotel. Zuñiga saß damals alleine in der Lobby.  Slipper, Leinenhose, offenes gestreiftes Herrenhemd, Muschelkette auf gebräuntem Oberkörper, dazu passende Ringe und Armbänder, um den Hals eine chirurgische Maske, darüber eine Ray-Ban-Brille und oben drauf ein Strohhut - sein Anblick und seine Aura hatten mich fasziniert: Ich wollte unbedingt ein Foto von ihm machen! Aus einem genehmigtem Schnappschuss wurde ein zwei Stunden Gespräch. Zuñiga plauderte aus seinem Leben. Ab und an zog er Fotos, Zeitungsartikel und Skizzen aus einem verbeulten und an der Seite aufgerissenen Alu-Koffer, den er notdürftig mit einem Gürtel zusammen hielt. Die spektakulärste Story war seine Nacht mit "El Chapo Guzman". Ich hatte im Februar tatsächlich den Auftragsmaler des ehemaligen Chefs des Sinaloa Kartells im Gespräch und vor der Linse.

Es ist Mai 2021, drei Monate später. Wir sind zum Essen im Flamingo und begegnen uns. Zuñiga sieht anders aus - besser. Er trägt wieder  ein offenes gestreiftes Herrenhemd, allerdings dazu Kroko-Schuhe, eine Anzugshose, opulente Goldketten und Bernsteine um den Hals. Die Kopfbedeckung aus Stroh hat er gegen einen Trachtenhut mit Feder getauscht. Die Maske fehlt. Mein Blick fällt auf das drei x vier Meter große Meeres-Mosaik an der Wand, genau dort wo Zuñiga seinen Lieblingsplatz hat. Ich bin beeindruckt von dem, was der Künstler in den letzten Monaten geschaffen hat. Er erklärt mir die unterschiedlichen Materialien - alles, was das Meer eben so hergibt. Ich erinnere mich. Früher verwandelte er die Pools der Stars mit seinen Meeres-Mosaiken in Unikate. 

 Zuñiga hat Lust mir sein Atelier zu zeigen. Und obwohl mein Essen auf mich wartet, zögere ich keine Sekunde.

Das Flamingo ist auf Felsen gebaut und zieht sich am Meer entlang. Ich folge Zuñiga über schmale Wege, vorbei an den Terrassen der Hotelzimmer. Die Fassade leuchtet pink, die kopierten Adirondack Stühle sind weis. Die Natur gibt ihr Grün dazu. Der Himmel liefert in Blau ab. Seitlich begleitet uns ein schillerndes Meer mit der untergehenden Sonne. Es ist still. Über kleine Treppenabsätze und Betonpfade gelangen wir dorthin, wo sich nun die Natur ungehindert, wildwuchsartig ausbreitet. Hier verliert das Flamingo an Farbe. Stattdessen hat sich Zuñiga an Wänden, Tischen und Stühlen in einem Mix aus "gelb-grün-beige" verewigt.  Es ist unverkennbar seine Handschrift, sein Reich. Augen berühmter Menschen schauen aus großen Gesichtern von den Wänden herab. Es hat etwas magisches. Er kannte sie alle. Zu jeder Abbildung fällt dem Maler eine Geschichte ein. Ich verstehe nur Bruchstücke. Es ist die Aufregung. Und so bleibt Zuñigas Welt für mich geheimnisvoll verschleiert. Das macht alles noch magischer. 

 

Wir sind am Atelier angekommen. Zuñiga öffnet die Tür wie zu einer Schatzkammer. Ich fühle mich geehrt, Zuñiga auch. Es ist dunkel, überladen, zugestellt. Wäsche, Bilder und Farben teilen sich diesen Raum - kreuz und quer gestapelt. Ein grosses Porträt von Frida Kahlo hängt an der Wand. Wie eine Heilige präsentiert Zuñiga sie über seinem „Künstlerchaos“, das er beherrscht. Mit wenigen Handgriffen holt er aus dem Tohuwabohu die Abbildung seiner Mutter hervor. Frida Kahlo verblasst. Zuñiga sucht weiter in seiner Schatzkammer. Dann legt er ein dickes Buch auf den Tisch. Zeitungsartikel, Fotos, Skizzen, die im Februar noch ungeordnet in seinem Alu-Koffer auf einen Augenblick der Aufmerksamkeit warteten, haben jetzt hier ihren Platz gefunden. Ich erinnere mich. Er hatte sie mir damals gezeigt, doch das weiß er nicht mehr. Zuñiga freut sich über unseren Austausch und über mein Wissen. Zum Abschied schenkt er mir eine Zeichnung, mit Titel, Geschichte und Signatur. Fortsetzung folgt.

 


 Zu Besuch bei Edward James (1907-1985) in seinem Garten Eden (Los Pozas)

 

„Er" soll der Sohn des englischen Königs (Edward VII.) gewesen sein, zumindest war dieser sein „godfather". Seine Mutter ( Willie James / Evelyn Elizabeth Forbes) gehörte zur Billionen-US-Dollar-Forbes-Dynastie. Er selber war Multimillionär. Zu seinen engeren Freunden zählten Freud, Zweig und Dali, die sein exzentrisches Leben wesentlich beeinflussten. Edward mochte Orchideen, Pilze, Drogen, Whiskey, Kunst, Männer und Mexiko. Und in Mexiko sollte sein "Garten Eden" entstehen... 

Was daraus geworden ist ? 

...eine unvollendete Dschungelstadt (Nähe Xilitla Bundesstaat San Luis Potosi) auf ca. 40 Hektar, bestehend aus Tempeln, Palästen und Käfigen für exotische Tiere wie, Schlagen, Bären, Vögel,  Krokodile, Tiger mit denen er lebte - bei denen er hauste.

Wasserfälle fliessen durch seine Paläste, ...natürlich nur bei Regenzeit.  Wendeltreppen ziehen sich zum Himmel empor. Stufige Wege führen ins „NICHTS“ oder in die Unendlichkeit des Dschungels. Die Statik ausser Acht lassend, liess er alles auf Säulen errichten, denn nur die Kunst stand im Focus, in Verbindung mit der Lebendigkeit des Ganzen und seine Liebe zu Orchideen. Und alles was Edward liebte fand einen Platz in seinem Garten Eden. Ich habe Edwards "Garten Eden" im Juni 2021 besucht ... Fotos sagen mehr als 1000 Worte.


Dreharbeiten in Mexiko - City mit Alejandro González Iñarritu ( Film " Bardo")

 

Im Juni 2021 wurde ich überraschender Weise zu Dreharbeiten nach Mexiko City eingeladen. Das passierte mir bisher noch nicht. „Ach", dachte ich, "eine Woche alleine in Mexiko City, das wird schon gut gehen, und es ist bestimmt spannend!" Es war der Wahnsinn. Eine Woche nur "ICH", und das auch noch ab und zu im Rampenlicht.

Natürlich gab es kritische Situationen in der mexikanischen Hauptstadt. Hier eine Story dazu:

 

Gleich am ersten Drehtag werde ich nachts um drei Uhr zum falschen Standort gefahren. Bis ich das realisiere, ist das Taxi weg. Ich überlasse grundsätzlich nichts dem Zufall. Und so hatte ich mir den Drehort einen Tag vorher angeschaut. Jetzt ist es stockfinster und niemand ist da. Telefonisch kann ich auch keinen von Team erreichen. Wie gesagt, es ist der erste Tag. Alle kommen später, in Mexiko gehört das zum „guten Ton“. Ich kann das nicht, … zu spät kommen. Plötzlich steht im Dunkeln ein Unbekannter neben mir.

 

„ Wo willst du denn hin?“, fragt er.

Da geht schon mein imaginäres Messer in der Hose auf. So sind wir hier leider "gebrieft".

„ Zu den Dreharbeiten!“, stottere ich.

Er: „Ich bring dich hin. Das ist hier um die Ecke!“

 

Aufgeregt wie ich bin, verstehe ich: „Ich bring dich um die Ecke! In Deutschland ist das vielleicht kein Problem, in Mexiko ein absolutes „NO GO“. Man lässt sich nicht irgendwo, von irgendjemanden ansprechen. Man ist hier nachts um drei Uhr überhaupt nicht unterwegs. Aber was bleibt mir übrig? Um 3:30 Uhr gehts los, und ich habe nicht die leiseste Ahnung wo ich bin, geschweige denn, wo ich hin muss. Ich habe nur diesen falschen Standort und diesen Typen neben mir.

 

Aus sicherheitstechnischen Gründen,  nicht wegen Covid, laufe ich mit 2 Meter Abstand neben meinem selbsternannten Guide her. Die Entführungsquote in Mexiko ist beängstigend. Ich weiß das. Ich habe Angst. Dazu bin ich nervös: Der erste Drehtag mit Iñarritu dem Starregisseur, 5-facher Oskar-Preisträger, bekannt aus : „The Revenant“, „Birdmann" etc.… und ich fühle mich gerade entführt. Mir geht es hundeelend, und ich überlege, was ich zu meiner Eigensicherung tun kann. "Am Besten gar nicht hier sein!!!", denke ich, aber das kann ich momentan nicht ändern. Wo ich gerade bin, da komme ich nicht weg. Nicht mal ein "Uber-Taxi" würde mich in diesem "Straßen-Durcheinander" finden - verschachtelte Hinterhöfe und unbefestigte Wege dazu.

"Jemanden anrufen wäre nicht schlecht!", schiesst es mir durch den Kopf. Aber in Mexiko schlafen alle. Deutschland ist zwar 7 Stunden voraus, nur arbeiten die meisten Freunde. Da fällt mir meine “Hula Hoop - und Kochfreundin” Uschi ein. Sie hatte mich noch 1 1/2 Stunden zu vor geweckt - mein Überseewecker quasi.

"Uschi ist bestimmt noch zu Hause.", hoffe ich. Fassen wir zusammen: ich bin aufgeregt, panisch, gestresst, verängstigt, so einen Anruf möchte keiner bekommen. Zeit meinen Anruf zu strukturieren, habe ich nicht. Ich bin froh, dass ich überhaupt Internet/ Daten habe, "normal" telefonieren geht in Mexiko nicht. Ich bekomme nur eine Verbindung nach Kanada und den USA, oder kann innerhalb Mexikos anrufen. 

 

Uschi und WhatsApp sind also meine Rettung. Und ich vertippe mich nicht einmal. Man muss beim WhatsApp-Anruf nicht tippen. Kennt ihr das?… wenn ihr ganz schnell eine Nummer wählen müsst, und ihr verwählt euch, einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal… also ich kann das,… mich hektisch verwählen. Mittlerweile habe ich schon Alpträume davon: ich muss jemanden anrufen, aber ich erreiche niemanden, weil ich mich immer wieder verwähle.

 

Jetzt bin ich nicht im Traum, obwohl es sich anfühlt wie ein Traum .. ein Alptraum. Ich befinde mich orientierungslos, planlos, panisch in der Realität, alleine nachts in Mexiko-City mit einem selbsternannten Guide, der mich nur um paar Ecken bringen will. Ich drückte den Hörer bei WhatsApp - Uschi ist sofort dran:

Ich: "Ich habe ein Problem. Falscher Standort, ich weiss nicht, wo ich hin muss, ich laufe hier mit jemanden mit, ich kenn den nicht mal, es ist 3:00 Uhr nachts, keine Ahnung wo er mit mir hinläuft....Bevor noch mehr wirre Informationen aus mir raussprudeln, unterbricht mich Uschi: „Mach ein Foto!“

Ich drehe mein Handy vorsichtig zur Seite und versuche so unauffällig wie möglich meinen Begleiter zu fotografieren. Vom Blitz geblendet, völlig verwirrt, starrt er mich an. “Mist!“ denke ich, er hat es gemerkt. Ich versuche peinlich berührt zu grinsen. Spätestens jetzt bin ich ihm auch unheimlich. Und Uschi ist nicht zufrieden:„Das Bild ist verschwommen. Und er hat eine Maske auf. Den erkennt man doch gar nicht. Wenn er dich mitnimmt, nach wem bitte soll man suchen? Mach eins von vorne!“ Von vorne geht natürlich nicht und ohne Maske auch nicht. Was ein Glück, dass mein Guide kein Deutsch versteht. Uschi und ich einigen uns auf: „Wenn ich mich nicht mehr melde, ist mir was passiert“. Uschi weiß Bescheid. Ich werde mit jedem Schritt ruhiger, denke ich zumindest. Wir sind dann 3 Mal um die Ecke. Zu meinem Glück hat mein Begleiter keine bösen Absichten. Ich habe es nur in seinem Blick gesehen : „Hilfe… wie ist sie denn unterwegs, ich hab Angst - voll Psycho“… tja , so kann es laufen.

 

Was sagt uns das ?: „Immer schön wachsam sein! , … nicht alle Menschen haben böse Absichten … und gut, wenn man ne Uschi hat.

 

(Der Film erscheint im November 2022 in den Kinos und ist bereits für die Oskar-Nominierung 2023 im Gespräch.) 


Zu Gast auf der Fashion-Show von "TROZMER"in Puebla im Juni 2022

Unter dem Motto: "Visionen 22/23" stellten Designer der Universität TROZMER www.trozmer.edu.mx ihre Kollektionen vor. Veranstaltungsort war die ehemaligen Textilmanufaktur "Santo Domingo" in Puebla.